Ein Spaziergang durch die historische Tübinger-Kaffeehaus-Geschichte

Auf den Spuren der Schwarzwälder-Kirschtorte

Tübingen hat eine süße Vergangenheit. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Stadt zahlreiche Kaffeehäuser, darunter auch das Café Walz, welches als die Geburtsstätte der Schwarzwälder-Kirschtorte gilt.

Wandeln Sie mit uns auf den Spuren der Tübinger Kaffeehaus-Geschichten. In den heute noch bestehenden Gebäuden finden Sie während der Adventszeit Schautafeln zu den ehemaligen Kaffeehäusern.

Sie haben auch die Möglichkeit an geführten Rundgängen teilzunehmen und anschließend eine heiße Schokolade und eine Schwarzwälder-Kirsch-Sahne-Trüffel-Praline zu genießen.

Buchungen sind über die Tübingen Erleben GmbH möglich. info@tuebingen-erleben.de

Die Kaffeehäuser

Café Pomona

Neckargasse 22
heute Telekom-Shop
von 1902 bis 1971

Das Pomona war in erster Linie eine vegetarische Speisewirtschaft und deshalb nach der römischen Göttin des Obstes benannt. Seit 1902 wurde außerdem auch Kaffee und Kuchen angeboten. 1936 waren Juden im Pomona unerwünscht und die Inhaber verschenkten Reisenecessaires mit der Aufschrift: “Pomona-Café in Tübingen – judenfrei!“.

Café Walz

Kronenstraße 19
heute ONLY
von 1886 bis 1951

Ernst und Rudolf Walz waren königliche Hofkonditoren. Königin Charlotte von Württemberg kaufte hier Marzipan und Tübinger Schlosstörtchen, die sie an befreundete europäische Fürstenhäuser verschickte. In diesem besten Haus am Platze, das schon 1931 über eine kleine Terrasse verfügte, kreierte der Konditor Erwin Hildenbrand 1930 die erste Schwarzwälder Kirschtorte der Welt.

Café Pfuderer

Am Marktplatz
heute Ranitzky
von 1901 bis 1972

Emma Pfuderer war eine resolute Wirtin, die sich beherzt mit der Obrigkeit anlegte. Während des Nationalsozialismus setzte sie sich gerne über Vorschriften hinweg und in den 50er-Jahren verkaufte sie verbotenerweise am Sonntagnachmittag Kuchen und Torten. Am 10. Juli 1972 legte ein Brandstifter Feuer. Das Haus brannte vollständig aus. Emma Pfuderer konnte in einer dramatischen Rettungsaktion geborgen werden.

Café Silberburg

Am Marktplatz
heute Silberburg am Markt
Ende 19. Jahrhundert

Der Name ist Programm: In der Silberburg hat vor allem die Stadtkämmerei ihren Sitz. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es im Erdgeschoss des Hauses am Marktplatz eine Gastwirtschaft. 1947 wurde hier die Geschäftsstelle der nach dem Krieg neu gegründeten Volkshochschule untergebracht. Heute finden sich hier regionale Spezialitäten aller Art in einem gemütlichen Stehcafé.

Café Hirsch

Hirschgasse 9
heute Café im Hirsch
seit 1981

Der Gasthof zum Hirsch war im Ersten Weltkrieg einem Bombenangriff zum Opfer gefallen. 1929 eröffnete hier ein Kino, das bis 1977 Bestand hatte. 1981 zog der Trägerverein ein, der sich zur Rettung des legendären Café Völter gegründet hatte. Das Café wird nach wie vor in Selbstverwaltung bewirtschaftet und die Marmortische sind echte Völter-Originale.

Café Hanseatica

Hafengasse 2
heute Café Hanseatica
seit 1959

Das „Hanse“ war eine Filiale einer Hamburger Großrösterei, besaß von Anfang an eine echte Siebträgermaschine und brühte damit den besten Kaffee Tübingens. Das Stehcafe mit den Tischen aus Marmorimitatresopal galt als der Ort mit der höchsten Professorendichte außerhalb der Universität und wurde ein fester Bestandteil im Tagesablauf vieler Tübinger. Schüler und Studenten zahlten einen Spezialpreis, was das „Café Senkrecht“ zum bevorzugten Ort für Hohlstunden werden ließ. Bis heute hat sich an alldem so gut wie nichts geändert.

Café Lutz

Pfleghofstraße 10
heute Schwarzes Schaf
von 1847 bis 1968

Um seine Bäckerei zum Café erweitern zu dürfen, schlug Karl Lutz der Stadtverwaltung eine Erweiterung der Mühlstraße auf seine Kosten vor, indem er sein Haus um 1,5m einkürzte. Das Angebot war so verlockend, dass er zum Cafébetrieb auch die begehrte Vollkonzession erhielt, die Alkoholausschank erlaubte. Nach dem Umbau zählte das Café Lutz zu den größten Betrieben der Stadt.

Café Völter

Neue Straße 12
heute Boutique Renate Bürkle
von 1919 bis 1981

Das Konditorei-Café Völter galt als Tübingens Kaffeehaus. Die Größe und die Ausstattung mit den Marmortischen machten es zu etwas Besonderem und zu einem Intellektuellen-Treffpunkt, wo der Philosoph Ernst Bloch Stunden bei Wein und Käsestangen zubrachte. Als das Café Völter 1981 geschlossen werden sollte, wurde eine Bürgerinitiative zu dessen Rettung gegründet.

Café Bausch

Neue Straße 4
Heute Café Lunette
von 1906 bis 1940

Konditoreicafés wie das Café Bausch boten einen öffentlichen Rahmen für die Kaffeetafel, die sich in Deutschland etabliert hatte. Frauen verbrachten hier ihre Freizeit – das war neu und verlangte nach einem stilvollen Rahmen, wie man an dem denkmalgeschützten Mobiliar sehen kann. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier ein französisches Kaufhaus untergebracht.

Café Kommerell

Neue Straße/Ecke Schulberg
heute Ballon Fee
von 1839 bis 1953

Die Übergänge zwischen Café und Kneipe waren in Tübingen oft fließend. Das Kommerell mit dem Wirt Martin Lemmer war ein beliebter Treffpunkt für Studentenverbindungen, die nachts die Neckargasse hinaufzogen und sangen: “Wir sind die Lemmergeier vom Café Kommerell!“ Angeblich beschwerte sich in der Nachbarschaft niemand über den Lärm.

Café Spiess

Schulberg 4
heute petit Marrakesch
von 1897 bis 1952

1897 übernahm der Konditor Nikolaus Spiess die Schankwirtschaft am Schulberg, um ein Café mit feinsten Konditoreiwaren und Pralinen zu betreiben. In den 20er-Jahren verfügte das Café über ein Damenzimmer, in dem sich die Tübingerinnen, unbelästigt von Rauch und Zuhörern, zum Kränzchen treffen konnten. Um 1950 spielte man hier gerne Schach.

Schwarzwälder-Kirschtorte essen

In folgenden Tübinger Cafés kommen Sie täglich in den Genuss einer Schwarzwälder-Kirschtorte*:

Café Lieb,
Karlstraße 3
Mo - Sa: 6 - 20 Uhr
So + Feiertage: 7 - 19 Uhr

Padeffke Kaffeehaus,
Karlstraße 6
Mo - Fr: 7-19 Uhr
Sa: 7 - 18 Uhr
So: 8 - 18 Uhr
Feiertage: 8 - 17 Uhr

Konditorei Röcker,
Neckargasse 16
Mo - Fr: 8 - 18:30 Uhr
Sa: 8:30 - 18 Uhr
So: 11 - 18 Uhr

Ludwigs,
Uhlandstaße 1
Mo + So: 8 - 23 Uhr
Di - Sa: 8 - 1 Uhr

Café Binder,
Nonnengasse 4
Mo - Sa: 10 - 17 Uhr
So + Feiertage: geschlossen

Ranitzky,
Am Markt

Mo: geschlossen
Di: 11 - 18 Uhr
Mi + So: 10 - 0 Uhr
Do - Sa: 10 - 1 Uhr

*Angaben ohne Gewähr

Das Tübinger-Kirschle

Tübingen gilt als „Geburtsort“ der berühmten Schwarzwälder Kirschtorte. Erdacht und erstmals gemacht vom Tübinger Konditormeister Erwin Hildenbrand im Frühjahr 1930 im Cafe Walz in Tübingen.

Diesem geschichtlichen Hintergrund gewidmet, folgt nun die Idee aus Verbundenheit zur Stadt Tübingen und ihren Bürgern, eine besondere Praline zu kreieren, einzigartig und mit hohem Wiedererkennungswert.

Entstanden ist eine ovale Praline aus knackiger Hülle, Zartbitter- Schokolade, mit einer zartschmelzenden Schwarzwälderkirsch-Sahnetrüffelfüllung aus frischer Sahne, Grand-Cru-Bitterschokolade vom Edelkakao und einer eingelegten, herzhaften, stückigen Kirsche, „beschwipst“ mit Schwarzwälder Kirschwasser.

Erhältlich ist das Tübinger Kirschle in Tübingen ganzjährig in der Silberburg am Markt.

Rezept Schwarzwälder-Kirschtorte

Zutaten

Bisquitboden
250g Zucker
300g Mehl
2 EL Kakaopulver
7 Eier

Verzierung
Kaiserkirschen und Schokoraspel bzw. gehobelte Kuvertüre

Füllung
1,2 Ltr. Sahne
50g Zucker
3 Tütchen Sahnesteif (oder 3 Blatt Gelatine)
400g Sauerkirschen
1/4 l Kirschsaft (z.B. von Sauerkirschen)
4 gestrichene EL Mondamin (Speisestärke)
50-100ml Kirschwasser

Zubereitung des Bisquitbodens

Eier und Zucker ca. 15 Minuten in Küchenmaschine schaumig rühren. Mehl, Kakao-Pulver sieben und vorsichtig unter die Masse heben. In einer Ringform im Backofen ca. 30 min bei 180 - 200 °C backen. Damit der Boden gleichmäßig hoch wird, zum Auskühlen auf den Kopf stellen. Der Boden ist besser zu verarbeiten, wenn Sie diesen am Vortag backen.

Fertigstellung der Kirschtorte

Den Boden in 3 gleiche Teile schneiden. Die gut gekühlte Sahne mit dem Zucker steif schlagen. Wird die Torte innerhalb eines Tages serviert, benötigen Sie keine weiteren Zusätze. Soll Sie später serviert werden, empfehlen wir Sahnesteif oder Gelatine (zur steifen Sahne) hinzuzugeben. 1/4 l Kirschsaft aufkochen, das in etwas Kirschsaft aufgelöste Mondamin dazugeben und unter rühren noch mal aufkochen. Vom Herd nehmen, Sauerkirschen einrühren und abkühlen lassen. Noch ca. 20 ml Kirschwasser einrühren und dann gleichmäßig auf dem unteren Boden verteilen. Eine Schicht Sahne auf die Kirschen verteilen, den zweiten Boden darauf legen, leicht andrücken, mit Kirschwasser beträufeln (nicht sparen!) und mit einer Schicht Sahne belegen. Danach den dritten Boden aufl egen und ebenfalls mit Kirschwasser beträufeln. Nun den Spritzbeutel mit Sahne füllen. Die restliche Sahne auf dem obersten Boden und am Rand gleichmäßig verstreichen. Jetzt Kuvertüre mit stumpfen Messer an die Torte schaben bzw. Schokoraspel anwerfen. Mit dem Spritzbeutel Rosetten aufspritzen und mit Kaiserkirschen verzieren. Torte vor dem Servieren gut kühlen!

Tipp

Besonders intensiv schmeckt die Torte, wenn Sie etwas Kirschwasser in die Sahne geben und die Sauerkirschen über Nacht in etwas Kirschwasser einlegen. Falls Kinder mitessen, sollten Sie einen Teil nicht mit Kirschwasser beträufeln und diesen Teil vorher auf der Tortenplatte kennzeichnen.


Fotos & Texte: Stadtarchiv Tübingen; Andrea Bachmann - Für den Inhalt wird keine Haftung übernommen.

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