Gôg - Was Tübingen ausmacht

APRIL 2022 FRÔG DR GÔG GÔG – WAS TÜBINGEN AUSMACHT 5 meinem Papa gesessen, er einen Trollinger vor sich, ich mein Apfelschorle.“ Auf den großen Bühnen stehen wollte „Chicken“ Kuhn als Jugendlicher schon gern. „Aber mit 17 wurde mir ziemlich klar, dass das ein Traum bleiben wird. Musiker müssen Output haben, Songs schreiben und vergeistigt sein“, erinnert er sich grinsend an seine damalige Einschätzung. Er selbst mit seinen Bands coverte ja ausschließlich. „Das konnte nichts werden.“ Irgendwann, da war er 20, drängte ihn die Schwester darauf, sich endlich für einen Beruf zu entscheiden, sicher ist sicher. In Balingen machte er die Ausbildung zum Masseur. „Das war ’ne gute Zeit, hat auch voll Bock gemacht. Aber ich war nie Therapeut mit Haut und Haaren“, erinnert er sich. Deutlich lieber war er nach der Arbeit in der Tangente Night, heute „Schwarzes Schaf“. „Da hingen alle Musiker ab.“ Ein Barkeeper mit Gesangstalent veranstaltete dort einen italienischen Schlager-Abend und suchte Musiker. Davon gab es in der Tangente schließlich reichlich und der Keeper stellte sich „seine“ Band zusammen aus lauter Rockmusikern, Thommy Kuhn sang den Backgroundchor. Der Abend kam so gut an, dass auch noch bei der Wiederholung das Lokal aus allen Nähten platzte. Nachdem der singende Barkeeper nicht mehr zur Verfügung stand, die zusammengewürfelte Band aber auf den Schlager-Geschmack gekommen war und weitermachen wollte, hieß es einstimmig: „Thommy, du singst.“ Viele ursprünglich deutsche Schlager standen auf dem Programm, die der neue Frontmann Thomas Kuhn von nun an auch auf Deutsch sang. Geprobt wurde im Keller des Plattenladens Rimpo (heute Biwakschachtel). „Wir haben uns so beeumelt, dass wir Rockmusiker Schlager spielten“, erzählt Thomas Kuhn lachend, „aber plötzlich, nach vielen Bieren, hatten wir ein Programm.“ Philipp Feldtkeller, kreativer Kopf und Bandmitglied, entschied, das ganze professioneller aufzuziehen, original 1970er-Look eben. Das erste Foto des „Schlagerbarden“ mit Föhnwelle und Mikro entstand. Frisch und eigenhändig onduliert von Philipp Feldtkeller höchstpersönlich – daran hat sich bis heute übrigens nichts geändert. Dieter Thomas Heck/Kuhn gab den Namenspaten, fertig war die DTKBand. Beim ersten Konzert 1992 im Weilheimer Kneiple brach das Lokal beinahe auseinander. „Es war knallvoll!“, und die Stimmung unglaublich. Rockmusiker im Schlagerfieber!? „Wir machten da unser ganz eigenes Ding draus mit viel Ironie und noch mehr Spaß, aber eben auch musikalisch richtig gut“, erklärt er den Erfolg. Vorläufiger Höhepunkt war 1997 das Konzert in der eigens gesperrten Mühlstraße. „Das gab es noch nie“, erinnert sich Thomas Kuhn, noch heute ein bisschen verwundert. „Die Boxen wurden mit einem Kranwagen eingeflogen, das war ein Wahnsinnsaufwand!“ Das Konzert war ein unglaublicher Erfolg, Plüschtiere und erste BHs flogen auf die Bühne. Die Stuttgarter Zeitschrift „Lift“ schrieb über die Band, bald gab es sogar eine Titelgeschichte, „das war die bestverkaufte Ausgabe“, freut sich Kuhn noch heute drüber. Konzerte im Theaterhaus Wangen waren ausverkauft, ebenso das Rock-Zelt auf dem Wasen. „Das war der Zenit, mehr geht nicht“, war sich die Band sicher. Doch es ging noch mehr. Das Schmidt Theater in Hamburg meldete sich, die DTK-Band trat in der Mitternachtsshow auf, von 24 bis drei »DTK muss live sein. Wir kommen wieder, wenn man sich umarmen und küssen darf. Thomas Kuhn Musiker und Masseur Eine Gitarre selbst bauen, von Grund auf: Seit zwei Jahren ist Thomas Kuhn Teilzeit-Lehrling in der Gitarrenbauwerkstatt in der Jakobsgasse. Kumpel Rudi Blazer zeigt ihm wie‘s geht und der Azubi stellt sich ausgesprochen geschickt an. Die Weinstube Schmid kennt Thomas Kuhn von Kindesbeinen an. Damals gab‘s Apfelschorle, heute lieber ein Viertele. // Bilder: Erich Sommer

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwMTE=