RHETORIKFORUM: Unforgiven

Freitag 26.01.18 - 18:00 Uhr



Abendkasse k.A.


Beschreibung

Gut gemachte Filme vermögen uns zu überzeugen, für Ansichten und Aussagen zu gewinnen. In der Reihe "Rhetorik und Film" werden ausgesuchte Klassiker und zeitgenössische Filme gezeigt und hinsichtlich ihrer Botschaften analysiert. Ein Experte aus Wissenschaft oder Praxis wird im Anschluss an jede Vorführung erläutern, was den jeweiligen Film rhetorisch macht und wozu er uns verleiten möchte.


Die Guten, die Bösen, die Hässlichen, die glorreichen Halunken, die reitenden Heroen, die mysteriösen Desperados, die coolen Cowboys, Sheriffs und Ganoven, die für eine Handvoll Dollar todesmutig ihre Colts zum Rauchen bringen... Kaum ein Filmgenre folgt mit dem immer gleichen Figurenensemble solchermaßen problemlos berechenbaren Erzählmustern wie der klassische Western. John Wayne mag Kult sein, aber er liegt schon lange mit allen Ehren begraben im Boden von Corona del Mare. Die mit seinem Namen verbundenen einstigen Kinokassenschlager mögen ihren Charme bewahrt haben, dieser zeigt sich uns heute jedoch in nahezu rein musealem Glanz. Als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt das postheroische Zeitalter anbrach, verlor der Western alter Machart an gesellschaftlicher Bedeutung. Dieser Umstand zeitigte jedoch nicht den Untergang jener filmischen Gattung, sondern bedingte das phönixmäßige Enstehen einer neuen Ausprägung, welche die hergebrachten Narrative, Mythen und Ideologien des Archetyps kritisch und reflexiv verarbeitet. Als Musterbeispiel dessen darf Clint Eastwoods oscarprämiertes Meisterwerk UNFORGIVEN gelten. Erbarmungslos problematisiert der Altmeister des Pistolenfilms in jenem Cowboyepos die Dialektik von Verbrechen und Strafe vor dem Horizont des Gerechtigkeitsdiskurses. Das Verhältnis von Schuld und Sühne hat hier seine Eindimensionalität verloren. Keine strahlenden Revolverhelden, sondern gebrochene Pistoleros, über welchen die Geier des nagenden Zweifels kreisen. Wüster Nihilismus also? Keineswegs! Im Zwielicht postmoderner Ambivalenz schimmert eben doch eine gewisse schillernde Sinnhaftigkeit. Ob sich in deren Sphäre klar intendierte Botschaften entfalten, ob jenem Werk also rhetorische Wirkmacht eignet, wird nach der Vorführung des Films der Medienwissenschaftler und Filmemacher Dr. Harald Weiß erläutern. Im Anschluss an seinen Kurzvortrag darf auch seitens des Publikums lebhaft diskutiert werden.




Veranstaltungsort

Kino Arsenal

Am Stadtgraben 33
72070 Tübingen

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