Rhetorikforum: Ship of Fools

Mittwoch 17.10.18 - 18:00 Uhr



Abendkasse k.A.


Beschreibung

Filme verwandeln uns, wirken inspirierend, stilbildend, geradezu identitätsstiftend. Gelegentlich wird das Kino sogar zur Lehranstalt, verändert unseren Blickwinkel so sehr, dass wir die Welt und ihre Bewohner fortan mit anderen Augen sehen – und erzeugt in so manchem Fall auch Kontroversen: Fördern Horrorfilme und Actionkino nun die Neigung zur Brutalität oder nicht? Wie immer man in solchen Fragen auch entscheiden mag, eines ist sicher: Gut gemachte Filme können uns von diesem oder jenem überzeugen.


Wir alle sitzen im selben Boot. Wir alle sind Narren. Unsere Bühne ist die Welt. Unsere Spielchen spielen wir vor den Kulissen unseres Alltags. Den Spielplan diktiert der Zeitgeist. Wehe dem, der unsere Regeln nicht kennt! Wehe dem, der nicht mit uns spielen will! Doch wohin führt uns jener Spieltrieb? Ins Elysium oder in den Abgrund? Das Schicksal mag seine Schatten vorauswerfen, uns Narren jedoch scheint der Ausgang, das Ende weit offen, so offen wie die tiefe, blaue See. Auf dieser nun schwimmt ein großes, graues Schiff. Es kommt aus Veracruz in Mexiko und sein Ziel ist Bremerhaven in Deutschland. An Bord gastiert ein Sammelsurium an Passagieren: Menschen, über zwei Decks verteilt, diskriminiert nach sozialer Klasse, zu Tisch separiert nach Physis, Ethnie und Herkunft. Doch die Enge des Raumes birgt kaum Schlupfwinkel. Man kommt sich unweigerlich ganz nah, bisweilen näher als man möchte. Und jene Nähe stiftet Unruhe, Verwirrung und Klarheit. Komische und tragische Wendungen erzeugen ein kleines, wildes Wildtheater. Das alles könnte durchaus Stoff für eine Posse sein, würde das Schiff nicht auf eine Küste zutreiben, an welcher so mancher Reisende keinen sicheren Hafen erwarten darf - denn wir befinden uns im düsteren Jahre 1933. Stanley Kramers SHIP of FOOLS basiert auf Katherine Anne Porters gleichnamigem Erfolgsroman. Dessen Plot steht in der Tradition des legendären "Narrenschiffs" von Sebastian Brant. Als renommierter Experte für das Werk jenes Humanisten gilt der Tübinger Rhetorikprofessor Joachim Knape. Dieser wird sich nach der Vorführung des Films der Frage widmen, inwiefern Kramers Kinoklassiker rhetorische Wirkmacht eignet. Im Anschluss an jenen Kurzvortrag darf auch seitens des Publikums lebhaft diskutiert werden.




Veranstaltungsort

Kino Arsenal

Am Stadtgraben 33
72070 Tübingen

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