Edgar Hilsenrath DAS MÄRCHEN VOM LETZTEN GEDANKEN

Freitag 28.04.17 - 20:00 Uhr



Abendkasse k.A.


Beschreibung

In einer kargen anatolischen Landschaft schleppt sich ein Deportationszug von tausenden Armeniern eine staubige Landstraße entlang. Unter ihnen eine schwangere Frau, bei der die Wehen einsetzen. Vom Bajonettstoß eines türkischen Soldaten aus dem Bauch geschnitten, bleibt ein Baby allein im Staub zurück. Dieses Baby warst du, Thovma.« In seiner Erzählung begleitet der Märchenerzähler Meddah den Armenier Thovma Khatisian zurück zu seinen Wurzeln. Den Lebensspuren seines Vaters folgend, wird Thovma Zeuge der Gewalttaten an den Armeniern im Jahr 1915.
Der Mord an den Armeniern im Osmanischen Reich während des 1. Weltkrieges liegt fast 100 Jahre zurück und ist doch gesellschaftlich und politisch hoch aktuell. Die Türkei leugnet einen Genozid. Auch in Deutschland hat eine Aufarbeitung der deutschen Mitschuld noch nicht stattgefunden. Mit den Mitteln eines orientalischen Märchens greift Edgar Hilsenrath weit zurück in die armenische Geschichte und stimmt eine berührende Totenklage um die Opfer aller Völkermorde an.
Der 1926 in Leipzig geborene Edgar Hilsenrath flüchtete kurz vor der Reichspogromnacht mit der Mutter und dem jüngeren Bruder nach Rumänien. 1941 kam die Familie in ein jüdisches Ghetto in der Ukraine. Hilsenrath überlebte und wanderte nach Palästina, später in die USA aus. 1989 erhielt er für seinen Roman »Das Märchen vom letzten Gedanken« den Alfred-Döblin-Preis.
Verena Buss und Walter Küng haben diesen Jahrhundertroman für eine szenische Lesung bearbeitet.




Veranstaltungsort

Zimmertheater Tübingen

Bursagasse 16
72070 Tübingen

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